Der Limerick ist ein Scherzgedicht in festgelegter Strophenform, stammt aus England und ist vielleicht nach der irischen Stadt Limerick benannt. Verbindlich für ihn ist das Reimschema aabba und eine (relativ) feste metrische Form in vornehmlicher Ausrichtung am anapästischen Versmaß (ta-ta-tam) in allen Zeilen (wie z. B. in Symphonie).
Außerdem kennzeichnet ihn der Längenkontrast zwischen den dreihebigen Zeilen 1, 2 und 5 einerseits und den zweihebigen Zeilen 3 und 4 andererseits. So erklingt der Limerick in dem für ihn charakteristischen Rhythmus.
Es gibt da zwar durchaus unterschiedliche Variationen im Auftakt und am Versende, aber für mich erfüllt das folgende Schema den Limerick-Rhythmus am eindrucksvollsten:
Ta tam, ta ta tam, ta ta tam, (ta),
Ta tam, ta ta tam, ta ta tam, (ta),
Ta tam, ta ta tam,
Ta tam, ta ta tam,
Ta tam, ta ta tam, ta ta tam, (ta).
In den Zeilen 1, 2 und 5 werden zwei Anapäste (ta-ta-tam) auftaktig von einem Jambus (ta-tam) eingeleitet und können mit einer zusätzlichen unbetonten Silbe ausklingen, während in den verkürzten Zeilen 3 und 4 dem einleitenden Jambus nur ein Anapäst folgt.
In der klassischen Form des Limericks geht es oft um Orte, über die der Verseschmied etwas Typisches aussagen möchte, oder um Personen, die zum Ziel gereimten Spotts oder puren Unsinns werden. Aus meiner Feder illustrieren das die beiden folgenden Limericks:
Wie lebt’s sich so herrlich in Soest,
auch wenn dort der Wall schon bemoest,
Die Stadt ist ganz toll,
von Sandstein ganz voll,
darauf ein westfälisches „Proest“!
und
Es gab da mal einen Barbier,
der brachte gar viel zu Papier.
Wenn voll das Papier war,
ging er in die Bierbar
und trank dann in dieser Bar Bier.
Im Soest-Limerick hatte ich vor allem viel Spaß daran, das im Stadtnamen mit Dehnungs-„e“ geschriebene lange „oo“ („oe“) auch in den Reimzeilen zu verwenden. Bei Ortsfremden hören wir oft, wie schön es in Söst sei, da reimt sich dann eben beim Vortrag bemöst und Pröst auf unsere Stadt. Und auch mit den Verszeilen über den Barbier möchte ich aufzeigen, wie die Limerickstrophe zur Wort- und Klang-spielerei geradezu auffordert.
Und dann reizt der Limerick natürlich auch dazu, sich einen Schlimmerick zu basteln:
Ein niedlicher Fratz aus Hannover,
der trieb es sogar auf dem Mofa,
doch dann sah er ein,
wie schön es zu zwein
auch sein kann daheim auf dem Sofa.
Viel Spaß bei Ihren Versuchen, mit Limeriks die Welt zu erklären oder auszuprobieren, wie weit man mit dieser Form gehen kann, ohne als Sittenstrolch angesehen zu werden.
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Aber vielleicht möchten Sie erst noch mal kurz bei der deutschen Schwester des Limericks, der Klapphorn-strophe vorbeischauen?
Diese in Deutschland entstandene vierzeilige Strophenform ist weit über 100 Jahre alt und könnte als deutsche Antwort auf den englischen Limerick angesehen werden. Zur Ent-stehung ist folgendes überliefert: Der Göttinger Notar Fried-rich Daniel sandte der humoristischen Zeitschrift Fliegende Blätter folgendes offenbar ernst gemeinte Gedicht unter dem Titel Idylle ein:
Zwei Knaben gingen durch das Korn,
der andere blies das Klappenhorn,
Er konnt' es zwar nicht ordentlich blasen,
doch blies er's wenigstens einigermaßen.
Die unfreiwillig komische Qualität (sicher auch was das holprige Metrum und den verunglückten Reim am Ende angeht) veranlasste den Redakteur, dieses Gedicht am 14. Juli 1878 zu veröffentlichen, und siehe da, die Leser reagierten mit einer lebhaften, lang anhaltenden Welle von Nachahmungen und Weiterdichtungen, zum Beispiel:
Zwei Knaben gingen durch das Korn.
es gingen alle beide vorn.
Keiner wollte hinten gehn,
denn hinten war die Luft nicht schön.
Zwei Knaben gingen durch das Korn,
der Zweite hat seinen Hut verlor'n.
Der Erste würd' ihn finden,
ging er statt vorne hinten.
Zwei Knaben liefen durch das Korn,
der andere hinten, der eine vorn
doch es ging keiner in der Mitte,
man sieht daraus, es fehlt der Dritte.
Im Klapphornvers darf es auch metrisch ein wenig knirschen und klappern – es gehört einfach zu seiner Entstehung. Da möchte ich die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, die geneigten Leser aufzufordern, zumindest je eine „metrische Schluderei“ in den beiden letzte Beispielen aufzudecken.
Schnell gefunden - oder?
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Den vielen verunglückten bis unsäglichen Reimereien in Familienanzeigen verdanke ich den Anstoß zu meinem Kleinen Verskompendium, in dem ich auch anhand eigener Beispiele über die Grundlagen der Verslehre plaudere. Ohne den abschreckenden teminologischen Ballast üblicher Fachbücher möchte ich dort besonders Anfänger zum Verseschmieden anregen.
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